Die Rolle der Eltern+ Vertiefung
Die Rolle der Eltern+
VERTIEFUNG
Was also müssen/können Eltern+ tun,
wenn ihr Kind:
- Opfer sexueller Gewalt wurde?
- Täter*in sexueller Gewalt war?
- Mittäter*in war?
- Bystander ist, also sexuelle Gewalt beobachtet hat oder anvertraut bekommt?
Wären sie bereit, Täter*innen anzuzeigen? Auch wenn sie Mitschüler*innen oder gar Freund*innen sind?
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie erfahren, dass ihr Kind tatenlos zugesehen oder sogar die Kamera gehalten hat?
Und die große Frage ist, was würden sie tun, wenn Ihr Kind Täter*in ist? Würden sie mit ihm zur Polizei gehen? Würden sie es zur Selbstanzeige ermutigen?
Wie können wir Jugendliche stärken, damit sie keine Opfer werden? Und wie können wir Bystander unterstützen, ihnen Zivilcourage vermitteln, ohne dass sie sich selbst in Gefahr bringen?
Wie treten wir Täter*innen entgegen? Gut wäre es, wenn wir klar und entschlossen sein können, ohne sie gleich aus unserem Leben zu verbannen und für immer abzuschreiben.
Als Eltern+ muss uns klar sein, dass Opfer, Bystander und Täter*innen Hilfe brauchen.
Hier sind ein paar hilfreiche Tipps von der Seite Hilfe finden.
Mein Kind oder eine*r meiner Jugendlichen wurde Opfer.
Bewahren Sie Ruhe: Ja, das ist leichter gesagt als getan. Aber Ihr Kind oder der/die Jugendliche braucht jetzt selbstsichere und gelassene Ansprechpersonen.
Auch Sie sind betroffen: Es ist beängstigend und sehr belastend zu erfahren, dass das eigene Kind oder ein*e von Ihnen betreute*r Jugendliche*r sexuelle Gewalt erlebt hat. Schrecken Sie bitte nicht davor zurück, sich Unterstützung für sich und Ihr Kind zu suchen. Das geht auch anonym.
Sie sind nicht die Polizei: Quälen Sie Ihr Kind oder den/die Jugendliche*n nicht mit bohrenden Fragen, die sich schnell wie Verhöre anfühlen können. Versuchen Sie nicht, den Täter oder die Täterin zu stellen – das ist nicht Ihr Job! Bleiben Sie als Eltern+ an der Seite Ihres Kindes. Damit das gelingt, holen Sie sich bitte Unterstützung – am besten bei Profis.
Mein Kind hat Grenzen überschritten und/oder wurde Täter*in sexueller Gewalt.
Sie erfahren es von Ihrem Kind selbst: Damit ist der erste wichtige Schritt getan. Und Sie sind wahrscheinlich ziemlich aufgewühlt und ratlos. Bleiben Sie damit nicht allein. Ihr Kind braucht Sie jetzt an seiner/ihrer Seite – liebevoll, aber auch klar in der Benennung und Verurteilung der Tat. Damit das gelingen kann, suchen Sie bitte Unterstützung.
Sie erfahren über andere Personen von der Tat: Der Schock ist wahrscheinlich groß und Sie fühlen sich überwältigt. Jetzt gilt: weder überreagieren noch herunterspielen. Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Holen Sie sich Unterstützung, denn Sie müssen dem Vorwurf nachgehen und Ihrem Kind helfen, indem Sie die Tat klar verurteilen und dabei an der Seite Ihres Kindes bleiben.
Mein Kind wusste von einer Tat sexueller Gewalt und hat geschwiegen.
Unterstützen Sie Ihr Kind: Viele Jugendliche wissen nicht, was sie tun sollen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen oder ausgegrenzt zu werden. Was für eine Belastung! Seien Sie für Ihr Kind da.
Suchen Sie das Gespräch: Häufig befürchten Jugendliche, dass sie hilf- und machtlos bleiben, nachdem sie sich ausgesprochen haben. Nehmen Sie Ihrem Kind diese Angst und machen Sie keine Vorwürfe. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Hilfe bei Profis, denn allein werden Sie das Problem nicht lösen können.
Nächste Schritte: Überlegen Sie gemeinsam mit Fachleuten einer Beratungsstelle, wie es jetzt weiter geht, zum Beispiel, wer die Eltern des Opfers und die Eltern des/der Täter*in informiert.